Meta Bottke, eine frühe Nationalsozialistin in Neukirchen-Vluyn (1925 -1928)

14.05.2020

Politische Führungsfunktionen waren im Nationalsozialismus für Frauen nicht vorgesehen. Ihre Rolle sollte nach Hitlers Willen allein in der Mutterschaft bestehen. Deshalb ist es bemerkenswert, dass 1925, in der frühen Zeit der NS-Bewegung, ausgerechnet Meta Bottke die Leitung der Ortsgruppe Vluyn erhielt – als einzige Frau neben sieben männlichen Ortsgruppenleitern im NSDAP-Bezirk Niederrhein.

Meta Bottke, geboren 1896 in Barmen, stammte aus einem deutschnationalen Elternhaus und wurde völkisch erzogen. Ende 1915 erhielt sie eine Stelle als Lehrerin an der Evangelischen Volksschule in Vluyn.

Klassenfoto 1922 mit Meta Bottke

Seit 1925 stand sie im Kontakt mit Joseph Goebbels, dem damaligen Geschäftsführer der NSDAP im Gau Rheinland-Nord.

 

Brief von Goebbels an Bottke vom 28.7.1925, Grafschafter Nr. 153

Kurz nach dessen Besuch in Moers  wurde sie mit der Führung der neuen Ortsgruppe Vluyn-Moers beauftragt. Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin war sie unermüdlich für die Partei aktiv, organisierte Versammlungen und fuhr mit dem Fahrrad über Land, um Mitglieder zu werben. Die Ortsgruppe fand in Vluyn großen Zuspruch. Das lag zum einen an den unangenehmen Erfahrungen mit der belgischen Besatzung seit Ende 1918. Zum anderen beeindruckte die Forderung nach Brechung der Zinsknechtschaft im Parteiprogramm der NSDAP besonders  die Landwirte, die durch hohe Zinsbelastung in Not geraten waren.

Die Ortsgruppe wuchs unter Meta Bottkes Leitung, im Januar 1926 zählte sie schon 25 Mitglieder. Zu ihrem Parteiamt äußerte sie sich gegenüber Goebbels: „Sie wissen, dass ich mit ganzem Herzen dabei bin und alle Arbeit gern tue, doch hoffe ich sehr, dass Sie aus unserem Kreis noch einen geeigneten Mann als Leiter herausfinden, denn das ist unbedingt Männerarbeit.“ Doch wurde offenbar kein geeigneter Mann gefunden. Seit 1927 war Meta Bottke fast ständig krank. Ihre Aufgaben als Lehrerin konnte sie nicht mehr wahrnehmen, in der Parteiarbeit ließ sie sich zunehmend vertreten. Im März 1928 trat sie von der Ortsgruppenleitung zurück, im Jahr darauf wurde sie pensioniert.

Bei der Kommunalwahl am 1. Juli 1928, die wegen der Zusammenlegung von Neukirchen und Vluyn zur „Bindestrich- Gemeinde“ Neukirchen-Vluyn notwendig war, konnte Meta Bottke nicht mehr mitwirken. Doch war es auch ein Ergebnis ihrer Parteiarbeit, dass die Nationalsozialisten als drittstärkste Fraktion mit vier Mitgliedern aus der Wahl hervorgingen. Damit  war die NSDAP  erstmalig in Preußen in einem Gemeindeparlament vertreten und  konnte  Einfluss nehmen auf die Kandidatur von Erich Neumann, der der erste NS- Bürgermeister in Preußen wurde.

Foto Bottke aus der Personal-Parteiakte,  um 1930

Nach dem Ende der Vluyner Parteiarbeit gab es eine zweite Karriere von Meta Bottke. Sie wurde Leiterin der Reichsschule der NS-Frauenschaft in Coburg „zur nationalsozialistischen Schulung der deutschen Frau“. (1934 -1944)

Krista Horbrügger

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