Das alte Schmiedehandwerk in Neukirchen

23.07.2021

Das Dorf Neukirchen hatte nach einem alten Bericht von 1624 vierzig Hof und Kathstellen.
Zu dieser Zeit wurde das Leben von landwirtschaftlicher Arbeit geprägt. Handwerker, wie wir sie kennen, gab es noch nicht, weil viele Bauern nebenbei auch „Haushandwerker“ waren und im Backhaus keine Schmieden integriert hatten. So zum Beispiel beim Paschenhof, Averdunkshof und Winkelshof.
 
Die Handwerker siedelten sich nach und nach rund um die Dorfkirche an. Vielfach waren es Fremde, die zuwanderten und sich hier nieder ließen. Sie besaßen oft ein eigenes Haus und etwas Grundbesitz.
Ab dieser Zeit waren sie aus der dörflichen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Schon 1732 gab es sechs Zünfte, die in Moers registriert waren, zu denen auch die Handwerker „auf dem platten Land“ gehörten. Das waren Bäcker, Leineweber, Schmied, Schneider, Schreiner und Schuhmacher.
 
Der Schmied hatte in der festgelegten Rangordnung den obersten Platz, er hatte ein besonders hohes Prestige. Das erklärt vielleicht auch, warum wir hier in Neukirchen vier Schmieden hatten. Es waren Huf, Wagenschmied, Schwert, Messer, Nagel, Hammerschmied, (Ackergeräte) usw. Die Schmiedewerkstatt war wegen der großen Brandgefahr getrennt vom Wohnhaus oder der Scheune.
 
Das Kernstück jeder Schmiede waren Amboss und Esse. Die Schmieden waren durch das helle oder auch dumpfe Klingen der Hämmer auf dem Amboss immer gut zu hören. Der Amboss war 120 – 160 kg schwer, die Esse wurde mit einem Blasebalg angefacht und der Wassereimer diente zum Abkühlen des glühenden Eisens.
 
Benötigte ein Schmied bei einer besonders schweren Arbeit, wie beim Aufziehen eines Reifens auf ein neues Wagenrad oder beim Beschlagen eines störrischen Kaltblüters, Verstärkung, so schlug er einen ganz bestimmten Schlagrhythmus mit dem Hammer auf eine vorgegebene Stelle vom Amboss, prompt kamen einige starke Männer zu Hilfe.
 
In den Schmieden arbeiteten in der Regel Meister, ein bis zwei Gesellen und ein Lehrling. Gearbeitet wurde nach Auftragslage. War viel Arbeit da wurde 12 – 14 Stunden gearbeitet. Die Gesellen und Lehrlinge wohnten oft im Meisterhaus. Es herrschte Ordnung und ein strenges Regiment des Meisters, dem sich alle unterzuordnen hatten.
 
Heide Schmitt
 
 

Wilhelm Steegmann am Amboss mit den Zuschlägern beim Schmieden von Eisen, um 1930 (Copyright: Museumsarchiv NV)

Zurück